Das "Neue Palais" in Darmstadt war Wohnort des späteren Großherzogs Ludwig IV. und seiner Gattin Alice. Auch sein Nachfolger Ernst Ludwig von Hessen und Rhein wohnte hier und machte das Neue Palais zum Wegbereiter des Darmstädter Jugendstils.
Die wahre Wiege des Jugendstils
Denn was viele nicht wissen: Hier gestalteten bereits vor der Gründung der Künstlerkolonie bedeutende Baumeister glanzvolle Jugendstil-Räume wie z.B. den weltberühmten "Grünen Salon". Hier befand sich also die wahre Wiege des Jugendstils. 1895 wurde im Neuen Palais Ernst Ludwigs Tochter Elisabeth (1895-1903), das "Prinzesschen" der Darmstädter Bürger geboren, die leider bereits 1903 als Kind verstarb (s. bekanntes Grabmal auf der Rosenhöhe). Das Neue Palais war zwischen 1940 und 1944 Sitz der Gestapo - ein dunkles Kapitel - und versank, trotz seiner dicken Mauern, im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs.
Das Neue Palais hinterlässt eine große Lücke
Abgebrochen wurde die Ruine erst 1955, nachdem Pläne zum Wiederaufbau (Tonhalle des Architekten Paul Bonatz), scheiterten. Nun fehlt das Neue Palais auch optisch als westliche Einfassung des Wilhelminenplatzes. Trotz der geschichtlichen Bedeutung, ist das Gebäude völlig in Vergessenheit geraten. Heute birgt das Gelände die aus dem historischen Kontext herausgerissene Georg-Büchner-Anlage mit dem Kunstwerk „grande disco“ und einen "Wadenpool-Brunnen". Auf dem Gelände des ehemaligen Palaisgartens steht, nachdem dort Pläne für ein Rathausneubau scheiterten, seit 1972 der Neubau des Staatstheaters. Das verloren gegangene Neue Palais verdient mehr Aufmerksamkeit, jedoch weder eine Straße noch eine Gedenktafel (wie z. B. beim verloren gegangenen Rothschild-Palais in Frankfurt/Main) erinnern an die Wiege des Jugendstils und an die unheilvolle Zeit von 1940-1944 als hier die Gestapo residierte. Hier ein Wikipedia-Eintrag zum Neuen Palais in Darmstadt.
>>> Literaturtipps:
- "Verlorene Pracht", Edgard Haider, Gerstenberg Verlag, 2006.
- "Das Darmstädter Neue Palais: Ein fürstlicher Wohnsitz zwischen Historismus und Jugendstil", Petra Tücks, Hess. Historische Kommission Darmstadt (2005). Alle Angaben ohne Gewähr.
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